7.8.01

Pfarrer Carlo Perini wartet schon vor der Kirchentür auf sie. Es sind nur noch fünf Minuten bis zum angesetzten Termin, und er fragt sich, wo denn die Hochzeitsgesellschaft bleibt. Normalerweise kommt das ganze Dorf zu Hochzeiten und Beerdigungen. Als er die Braut sieht, wundert er sich ein wenig, daß sie so jung ist. Als Signor Pulcini bei ihm war, um den Hochzeitstermin zu vereinbaren, war Perini gerade im Begriff, zu einem Sterbenden zu gehen. Darum hatte er sich lediglich die Namen der Brautleute und den vereinbarten Termin notiert, und sich nicht weiter damit befaßt. Nach fast zwanzig Jahre als Missionar in Afrika war er erst vor wenigen Monaten nach Italien zurückgekehrt. Es war ihm alles sehr fremd geworden, und darum war er seinen Oberen sehr dankbar, daß sie ihm vor drei Wochen die Pfarrei in seiner Heimatgemeinde gegeben hatten. Auch hier kam er sich noch ziemlich fremd vor, er kannte kaum eines der Gesichter seiner Jugend wieder. Und seine jüngste Schwester, Cristina, mittlerweile Direktorin der Grundschule, war immer ziemlich schreibfaul gewesen, so daß er selbst mit dem Dorfklatsch nicht auf dem Laufenden war. Aber alle waren herzlich um ihn bemüht, und das tat ihm wohl. - Jedenfalls fand er es ungewöhnlich, daß hier im Dorf zwei Leute heirateten, die so offensichtlich altersmäßig weit voneinander entfernt waren. ,Den Bräutigam sollte ich eigentlich kennen,? dachte er, ,er war bestimmt ein Spielgefährte meiner kleinen Schwester, und gerade in ihrem Jahrgang gab es wenige Jungs. Ich kann mich überhaupt nicht mehr erinnern. Aber die Braut ist bestimmt erst geboren worden, als ich schon in Afrika war.?

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