13.5.15

#SampleSunday "Zurück aufs Parkett"

Tanzroman aus der Reihe " Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee"

 Nach einem schweren Autounfall hat Friederike Lagrange den Turniertanz aufgeben müssen und stattdessen Karriere als Hochschullehrerin gemacht. Nun wagt sie sich zusammen mit einem Kollegen wieder aufs Parkett. Aber als sie mit dem Tanzclub Lietzensee einen Film über Tänze des Barocks plant, will auch ihr Mann wieder mit ihr tanzen. Kann sie ihr Dilemma lösen, ohne einen von beiden zu kränken?


1

Entgeistert blickte Friederike Lagrange ihrer Enkelin hinterher: Madeline hatte sich ihre balinesische Maske unter den Arm geklemmt und damit den Faschingsball anscheinend für beendet erklärt.
George Lagrange fasste nach Friederikes Hand. „Keine Sorge, sie kommt gleich wieder.“ Er beugte sich zu ihrem Ohr, um sich gegen die wieder einsetzende Musik zu behaupten. Die Combo hatte den Klavierspieler abgelöst und nun wurde es laut. Ein Ball im Tanzclub Lietzensee war nicht zum Unterhalten gedacht. „In ihren ewigen Sandalen kommt sie bei dem Schnee nicht weit.“
„Da kennst du Madeline aber schlecht, Schorsch.“ Außerdem trug Madeline Stiefel zu ihrem Piratenkostüm.
Robert Merck, einstiger Tanzpartner von Madeline, setzte sich zu ihnen an den Tisch; auf den Platz, auf dem Madeline eben noch gesessen hatte. „Wirklich schade. Mit diesem ausländischen Ringelreigen verschwendet eure Enkelin ihre Begabung.“
Irritiert hob Friederike die Augenbrauen. „Die Square Dance-Gruppe bringt dem Verein immer wieder gutes Geld.“
„Robert, mir scheint, mit uns verschwendest du deine Zeit. Bist du nicht zum Tanzen hergekommen?“
„Ich habe auf Madeline gesetzt.“ Er grinste George an. „Ich will doch nicht den Verein wechseln. Aber ich habe noch keine feste Partnerin gefunden.“
„Dann solltest du jetzt erst recht tanzen“, sagte George. „Der beste Weg, eine neue Partnerin zu finden.“
Roberts Blick ging durch den Saal. „Ich will mich mit niemandem anlegen, indem ich mich zum Konkurrenten aufschwinge.“ Sein Blick blieb an Friederike hängen. Er seufzte. „Morgen würde ich auch kaum eine wiedererkennen.“
Was war das denn für ein Argument? Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf.
George schüttelte ebenfalls den Kopf. „Darum solltest du dir keine Gedanken machen. Eine, die mit ihrem Partner zufrieden ist, wird ihn sicher nicht verlassen.“ Er drückte Friederikes Hand. „Ist ein bisschen wie verheiratet sein.“
„Ja, wenn das so ist ...“ Roberts Lächeln bekam plötzlich etwas Schalkhaftes. „Dann bist du mir sicher nicht gram, Schorsch.“ Er stand auf und verneigte sich formvollendet vor Friederike. „Darf ich zum Kriegstanz bitten, schöne Squaw?“
Sie lachte. Robert war amüsant; schade, dass Madeline nicht mit ihm ausgekommen war.
„Meine Frau tanzt nicht!“ George klang abweisend, hart.
Robert schnappte überrascht nach Luft. „Ist das wahr?“
„Ich möchte wirklich gerne tanzen. Aber das ...“ Friederike wies zur Tanzfläche, wo sich die Paare an einer heißen Samba abarbeiteten. „Das ist zu ermüdend für mich.“
Einen Augenblick schien Robert betroffen, aber dann streckte er mit einem Lächeln die Hand aus. „Dann warten wir auf einen der Langsamen Walzer. Hast du nicht auch eine Tanzkarte? Ich trage mich ein, wenn George noch etwas freigelassen hat.“
Jetzt war es an George, betroffen zu schauen. Er räusperte sich, aber bevor er etwas sagen konnte, schob Friederike Robert ihre Tanzkarte über den Tisch.
Er langte nach dem Bleistift, den Madeline liegen gelassen hatte, und schlug die Karte auf. „Die ist ja noch ganz leer!“ Er grinste George an. „Du dachtest, du hast keinen Konkurrenten?“
„Friederike tanzt überhaupt nicht mehr.“
Sie begann, sich über George zu ärgern. „Es ist ein guter Abend, wieder anzufangen. Robert ist gewiss ein rücksichtsvoller Tänzer.“ Madeline hatte allerdings etwas ganz Anderes über ihn erzählt. Weswegen sie auch nicht mehr mit ihm getanzt hatte. Aber bestimmt konnte er auch anders, wenn es nicht darauf ankam. Und von ihr wollte er nichts, falls er nicht zufällig eine neue Großmutter brauchte.
George schien sich aufplustern zu wollen. Da trat sie ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein, damit er den Mund hielt. „Ich würde mich freuen, heute Abend zwei so wunderbare Tanzpartner wie euch zu haben.“ Sie deutete in ihrer Tanzkarte auf zwei Langsame Walzer und einen Slowfox. „Trag dich hier ein, Robert.“
Er sah zu George, aber der brachte es fertig, unbewegt zu blicken. Also trug Robert sich dort ein. Dann gab er die Karte an George und hielt ihm den Bleistift hin.
Mehr als zögerlich nahm ihm George beides ab und studierte dann die Karte, halblaut mit einem Fragezeichen in der Stimme die einzelnen Tänze murmelnd. Bei der ersten Rumba sah er auf. „Die Rumba war immer dein Lieblingstanz. Aber das wird gewiss zu anstrengend für dich.“
„Zu anstrengend? Eine einfache Rumba?“ Robert sah ungläubig von George zu ihr. „Wir haben Karneval, nicht den ersten April.“
„Ich hatte einen schweren Autounfall, Robert. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich überhaupt wieder laufen konnte.“
Georges Gesicht verschloss sich immer mehr. „Und wenn Friederike sich überanstrengt, hinkt sie noch immer.“
„Das tut mir sehr leid.“ In Roberts Stimme klang aufrichtige Betroffenheit; so übel war dieser junge Mann also wirklich nicht. „Ich werde gewiss aufpassen, dass ich dich nicht überanstrenge.“ Er legte zwei Finger auf ihre Hand. „Aber willst du wirklich mit mir tanzen?“
Hatte sie das nicht deutlich genug gesagt? „Wenn ich es nicht versuche, finde ich nicht heraus, ob ich es wieder kann.“ Sie blickte George an. „Es wäre wunderbar, wenn wir wieder tanzen könnten wie früher.“ Vielleicht bekämen sie dann noch mehr von den alten Zeiten zurück; nicht nur das Tanzen.
„Nun ja. Ein paar Schritte ...“ George setzte den Bleistift bei der Rumba an. „Aber es mag dich um den letzten Tanz berauben, Robert. Ich bezweifle, dass Friederike so lange durchhält.“ Er runzelte die Stirn. „Du sagst es sofort, wenn dein Bein zu schmerzen beginnt, nicht wahr?“
Sie nickte. Aber das würde sie unter Garantie nicht tun. Sie war keine, die beim ersten Zipperlein die Flinte ins Korn warf. Andernfalls würde sie noch immer im Rollstuhl sitzen. Dass ihm das nicht klar war – Männer!
Als dann die ersten Takte des Langsamen Walzers erklangen, stand Robert auf und schob den Säbel in seiner Schärpe zur Seite. „Bist du bereit, Friederike?“
Und wie sie bereit war! Die Mokassins waren flach und schmiegten sich weich an ihre Füße. Sie bewegte sich darin, als liefe sie auf Wolken.
Robert führte sie mit sanftem Druck in den Grundschritt; mit seinem Mund war er dicht an ihrem Ohr. „Wir wollen uns nicht blamieren, gell? Sag mir, was du dich zu tanzen traust.“
Sie schloss halb die Augen, ließ sich zwei Takte lang von der Musik und von Robert führen. „Ich glaube, mit dir bringe ich alle Schritte fertig.“
Er lachte leise. „Ich habe nicht vermutet, dass du etwas vergessen hast. Aber wenn ich dich mit dem ersten Tanz schon ermüde, muss ich auf die beiden anderen verzichten.“
„Ich sag es dir, wenn es mir zu viel wird.“ Diese Erklärung brachte ihr einen mehr als skeptischen Blick ein. Er hatte also gemerkt, dass sie George vorhin belogen hatte. Sie lächelte ihn an. „Wirklich!“
Sie waren an der ersten Ecke des Saals angekommen und er führte sie in eine Drehung, beobachtete dabei den Ausdruck ihres Gesichts. Was er sah, beruhigte ihn wohl, denn sein Griff wurde ein wenig lockerer. Er entspannte sich und drehte sie gleich noch einmal.
Friederike schloss einen Moment die Augen. „Bis eben habe ich nicht gewusst, wie sehr ich das wirklich vermisst habe.“
„Und du hattest recht, es zu versuchen. Du bist geschmeidig wie ein junges Mädchen.“ Er grinste breit. „Aber viel folgsamer.“
Ob er Madeline damit meinte? Madeline hatte ihm zu Beginn des Abends fast die Augen ausgekratzt. Unwillkürlich lachte sie auf. „Manchmal lohnt es sich, folgsam zu sein.“ Für einmal verstand sie ihre Enkelin nicht. Mit ihrer Biestigkeit hatte sie nichts erreicht als sich selber diesen Abend zu verderben.
Robert wurde mutiger und tanzte eine lange Passage mit ihr, die ihr eine schnellere Schrittfolge abverlangte. „Bravo!“, flüsterte er ihr ins Ohr, versteifte sich dann aber plötzlich, die Augen geweitet.
Sie wandte den Kopf regelwidrig zur Seite, um zu sehen, wohin er schaute. Sie traf Georges Blick, der ihnen anscheinend mit zusammengekniffenen Augen folgte. In der nächsten Drehung hob sie ihre Hand halb von Roberts Oberarm, um ihm zuzuwinken.
Als der Tanz zu Ende war, seufzte sie zufrieden.
„Erleichtert?“ Robert legte ihre Hand in seine Armbeuge, um sie an den Tisch zurückzuführen.
„Ja. Aber anders als du vielleicht denkst: Ich bin froh, dass ich mich getraut habe.“
„Du scheinst sehr gut zu wissen, was du dir zumuten kannst. Ich weiß gar nicht, warum Schorsch sich solche Sorgen macht!“
Nun musste sie ihn aber doch verteidigen. „Er hat viel mitgemacht während meiner Rehabilitation. Es gab ein paar Rückschläge. Anfangs. Da wusste ich eben noch nicht, was ich mir zumuten kann und was noch nicht geht.“
„Und darum packt er dich jetzt in Watte.“
Dass sie am Tisch ankamen, enthob sie einer Antwort.
George streckte die Hand nach ihr aus und hinderte sie daran, sich sofort hinzusetzen. „Alles in Ordnung?“ Er langte an ihren Hals. „Du bist schweißgebadet.“
„Das war ich vor dem Tanz auch schon. Mein Kostüm ist zu schwer für hier. Die haben den Saal für die Halbnackten geheizt.“
George sprang sofort auf das Ablenkungsmanöver an. „Dass die Latein-Tänzerinnen immer halbnackt sind, solltest du noch wissen. Oder?“
„Sicher. Und wir waren auch immer dankbar für angemessen warme Räume.“ Sie zuckte die Achseln. „Ich beklage mich nicht. Ich habe dir nur erklärt, warum ich schwitze.“
Er ließ sie endlich los und sie setzte sich hin; mehr als froh, dass sie nun ihr Bein entlasten konnte. Sie griff nach ihrem Weinglas und schob dabei absichtlich die Tanzkarte vom Tisch. Beim Aufheben wollte sie unauffällig schauen, wie lange sie sich ausruhen konnte. Aber Robert war aufmerksam und schneller als sie. Er legte die Karte vor sie hin, noch bevor sie ihr Glas wieder abgesetzt hatte. Aber er schlug sie auf und warf einen Blick darauf. Hatte er sie etwa schon wieder durchschaut oder wollte er einfach selber wissen, wann der nächste Tanz für sie kam?
Vorsichtig bewegte sie unter dem Tisch das Bein. Wenn sie den Oberschenkel ein wenig massieren könnte, dann würde der ziehende Schmerz darin gewiss aufhören. Aber sie wagte nicht, mit der Hand unter den Tisch zu gehen; George würde es merken und wissen, was es bedeutete. Und ihr eine Szene machen.
Drei Tänze später kam der nächste Langsame Walzer. Nach zwei Drehungen wurde der Schmerz in ihrem Bein ausgeprägter. Getreu ihrem Versprechen neigte sie ihren Kopf näher zu Robert und flüsterte: „Das machen wir jetzt besser etwas weniger schwungvoll.“
„Ich habe dein Zögern schon bemerkt.“ Mit zwei Fingern streichelte er kurz und gerade spürbar ihren Rücken. „Ich bin froh, dass du es mir tatsächlich sagst.“
Sie lachte vergnügt. „Aber natürlich. Ich will doch nicht den Slowfox aufs Spiel setzen.“
„Oder die Rumba mit Schorsch.“ Daran hatte sie tatsächlich jetzt gar nicht gedacht. Da sie nichts dazu sagte, fuhr er fort. „Wie lange ist es her, seit du das letzte Mal mit deinem Mann getanzt hast?“
„Oh!“ Sie zählte in Gedanken die Jahre seit dem Unfall nach. „Eine Ewigkeit. Das war in einem anderen Leben. “
„Ihr habt bis zu deinem Unfall Turniere getanzt?“
„Wir haben praktisch nichts anderes gemacht. Außer der Arbeit natürlich.“
„Dann war das wirklich ein anderes Leben!“ Sein Blick ging zu George. „Ich vermute, er hat danach statt des Trainings die Vorstandsarbeit gemacht.“ Er sah sie aufmerksam an. „Und du? Worin hast du stattdessen Zufriedenheit gefunden?“ Warum nur hatte er im Umgang mit Madeline nicht so viel Einfühlungsvermögen gezeigt? Sie staunte immer mehr über ihn.
„Ich habe zwei Bücher über lokale Tänze im Mittelalter veröffentlicht.“
Robert verlor den Takt. „Du bist Journalistin oder so was?“
Sie lachte. „Nein, viel schlimmer. Historikerin. Ich habe eine Professur an der Freien Universität.“
Robert schluckte, sichtlich beeindruckt. Für einen Moment verloren seine Bewegungen ihre Leichtigkeit, aber dann fing er sich wieder.
Sie sagte ihm wohl besser nicht, dass sie die erste Frau überhaupt gewesen war, die eine C 4-Professur in Geschichte bekommen hatte. „Die Forschung hat mich gerettet. Wenigstens das konnte ich immer tun: lesen und Bücher schreiben.“
Er sah ein wenig versonnen aus.. „Man braucht ein Hobby, damit der Alltag nicht so grau ist. Mir bringt das Tanzen die notwendige Abwechslung.“
Sie lachte. „Also habe ich doppelt Glück gehabt. Mein Hobby ist zugleich mein Beruf. In gewisser Weise.“
Dann war auch dieser Langsame Walzer zu Ende. Die Unterhaltung währenddessen hatte sie so gründlich abgelenkt, dass sie sich der Anstrengung gar nicht bewusst gewesen war. Aber nun war sie dankbar, dass er sie unterhakte, als er sie zurück zum Tisch begleitete. Indem sie sich auf seinen Arm stützte, konnte sie ihr Bein entlasten, ohne sichtbar zu hinken. Hoffentlich. Der kritische Blick, mit dem George ihr entgegensah, zeigte nicht nur Sorge, sondern auch offene Missbilligung.
Mit einem strahlenden Lächeln für ihn schlug sie ihre Tanzkarte auf. „Den nächsten Tanz tanze ich mit dir.“ Vor dieser Rumba gab es fünf andere Tänze. Das sollte reichen, um ihr schmerzendes Bein auszuruhen. Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter. „Ich geh mich restaurieren, damit ich dir keine Schande mache.“ Nach einem Kuss auf seine Wange ging sie mit langsamen Schritten zum Ausgang des Saals. Fünf Minuten Massage für ihren Oberschenkel fern von Georges wachsamen Augen; das war es, was sie jetzt brauchte.
Die Tür zum kleinen Saal ging auf und für einen Moment dröhnte ihr Disko-Musik in die Ohren. Das Licht dort drin flimmerte. Marga Fischer, die eigentlich nur Bürohilfe war, hatte wieder einmal keine Mühe gescheut. Aber wie hatte sie es geschafft, ein Stroboskop aufzutreiben? Der Tanzclub Lietzensee wäre nicht, was er war, gäbe es nicht sie. Sogar George nannte sie den guten Geist des Vereins; und das wollte etwas heißen. Wo er kaum eine Gelegenheit ausließ, sich selber den ganzen Verdienst zuzuschreiben.
Statt sich in die Umkleide zu verkriechen, um ihr Bein zu massieren, könnte sie sich eigentlich auch zu Marga setzen und mit ihr plaudern. Ein Barhocker war ebenso gut.
Friederike wandte sich der Bar zu. Ihre Augen weiteten schockiert. Madeline war überhaupt nicht nach Hause gegangen!
Sie hatte das Mädchen in ihrem Bett gewähnt. Stattdessen saß es vor der Bar auf dem Fußboden, den Kopf in der Schulter eines gut aussehenden Mannes vergraben.
„Madeline!“
Madeline hob den Kopf und blinzelte überrascht. Die Wimperntusche war zerlaufen und ihre Augen waren unübersehbar vom Weinen gerötet.
„Großmama.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Schock und Empörung stritten in Friederike. Sie musterte den Mann. „Was tust du da? Warum hast du geweint?“ Sie brauchte noch einen Augenblick länger, dann erkannte sie ihn endlich: Chris Rinehart, der Caller der Square Dancer.
„Ich habe nicht geweint.“ Ihre Stimme schwankte; war sie etwa betrunken? Madeline blickte auf Chris. „Jedenfalls nicht wirklich.“
Er half ihr auf die Beine und stand dabei ebenfalls auf. Madeline hing an ihm wie ein nasser Sack. Sein Gesicht leuchtete genauso wie das von Madeline. Hieß das, die beiden hatten endlich vernünftig miteinander geredet?
Friederike ging auf sie zu. Am liebsten hätte sie Madeline in die Arme genommen, aber das Mädchen hatte jetzt offensichtlich einen besseren Halt.
„Hinnerk hat mich ... mich reingelegt.“ Madelines Stimme kiekste, bevor der Rest ihrer Worte von einem heftigen Schluckauf abgewürgt wurde.
Friederike musterte Chris. „Bist du genauso betrunken?“
„Das kann ich mir nicht leisten. Ich habe morgen früh Rufbereitschaft.“ Er klang tatsächlich nüchtern; gut. So brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.
Sie setzte sich neben den beiden auf einen Barhocker und begann ihren Oberschenkel zu massieren. „Ich habe dir auch etwas zu erzählen, Madeline: Ich habe wieder getanzt!“ Sie lachte über Madelines verblüfftes Gesicht.
Im nächsten Augenblick hatte Madeline die Arme um ihren Hals und drückte sie überschwänglich an sich. Sie weinte schon wieder. „Oh Großmama; wie mich das freut.“
Sie schluchzte und plötzlich stiegen auch Friederike die Tränen in die Augen. „Dann solltest du aber nicht weinen.“
„Kann ich dir helfen?“, unterbrach Chris sie mit leiser Stimme. Er berührte ihre knetende Hand. „Ich kann dich massieren. Deine verkrampften Muskeln lockern, wenn du nicht lieber nach Hause gehen und dich hinlegen willst.“
„Nach Hause?“ Sie lachte auf. „Nein, ich werde den Abend noch eine Weile länger genießen.“
Chris schob ihre Hand beiseite und machte sich ans Werk. Er hatte es offensichtlich gelernt wie ein richtiger Masseur.
Madeline wischte sich die Tränen ab. „Ich freu mich so für dich. Wie hat Großpapa sich angestellt?“
Friederike zog ein Gesicht. „Den ersten Tanz mit deinem Großvater habe ich noch vor mir. Dein alter Freund Robert hat mir die Ehre gegeben.“
Madeline blieb der Mund offen stehen. Als sie ihn wieder zuklappen konnte, sagte sie: „Das glaub ich nicht. Das glaube ich einfach nicht.“
„Dies ist eine Nacht der Wunder. Hab ich recht, Chris?“
„So kann man es sehen.“ Mit einer Hand zog er Madeline sanft an sich.
Sie wandte sich ihm zu und küsste ihn ungeniert. „Eine wunderbare Nacht.“
Friederike rutschte vom Hocker. „Ich will diesen ersten Tanz mit George nicht verpassen. Bring sie nach Hause, Chris. Madeline gehört ins Bett.“
Madeline zog einen Flunsch. „Aber ...“
„In welches auch immer.“ Sie zwinkerte den beiden zu. „Dein Großvater denkt sowieso, dass du dort längst angekommen bist. Pass auf sie auf, Chris.“
Rumba. Sie schwenkte einmal die Hüften, bevor sie sich auf den Rückweg in den Tanzsaal machte.
Robert hatte eine andere Tanzpartnerin gefunden; also hatte er sich doch getraut. Auf seinem Platz an ihrem Tisch saß Werner Heinemann, der Vereinskassierer. Dem sorgenvollen Gesicht nach zu urteilen, in ein ernstes Gespräch mit George vertieft. Konnte sich der Mann nicht einmal entspannen und aufhören, das nicht vorhandene Geld zu zählen?
Der französische Klavierspieler, Gaston oder wie er hieß, begann eine Milonga von Astor Piazzola. Viele verließen daraufhin die Tanzfläche; die Milonga gehörte nicht zum offiziellen Tanzprogramm. Noch immer machten sich wenige im Verein die Mühe, über den Tellerrand hinauszuschauen: Ehrgeiz statt Spaß trieb vor allem die Latein-Formation. Und die Turniertänzer erst! Der Tanzclub Lietzensee sollte lernen, dass er sich von anderen Tanzvereinen unterscheiden musste, wenn er Bestand haben wollte. Der Square Dance war ein guter Anfang gewesen, aber eben nicht mehr als das.
Allerdings kein Thema für jetzt. Sie stellte sich hinter Werner und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wo hast du deine Frau gelassen?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Seine Stimme klang noch gruftiger als normalerweise. „Sie hat darauf bestanden, dass wir getrennt kommen. Und nun kann ich sie nicht finden.“
„Vielleicht ist sie in der Disko bei den Kids?“
„Christina? Niemals!“ Er schüttelte den Kopf. „Warte ich halt, bis die Masken gelüftet werden.“ Ach, so war das: Er kannte ihr Kostüm überhaupt nicht.
Sie lauschte nach der Milonga, dann wandte sie sich an George. „Gleich kommt unsere Rumba.“ Sie freute sich wirklich unbändig. Und sie freute sich noch mehr, als er aufstand, seine Jacke zuknöpfte und ihr seinen Arm entgegenhielt. Wie in alten Zeiten. So lange hatte sie geglaubt, dass sie dies nie wieder erleben würde.
„Du tanzt, Friederike?“ Schock und Unglauben standen in Werners Gesicht.
„Da staunst du, was?“ Sie nahm Georges Arm und reckte sich zu einem Kuss auf seine Wange. „Dies ist eine Nacht der Wunder.“
Werner seufzte, offensichtlich unfähig, ihr Glück zu teilen. „Ich könnte auch eines gebrauchen. Für die Vereinskasse. Oder wenigstens einen potenten Sponsor.“
Im Gehen streifte sie George, als sie ihre Hüften ein wenig hin und her bewegte, um ihr Becken für die Rumba zu lockern. Sofort blieb er stehen; aber als sie ihn vergnügt anlächelte, zog er sie an sich. „Beinahe wie früher.“
Er tanzte enger als sich für eine Rumba gehörte, aber sie war seines Grunds nicht sicher und darum mochte sie nichts dazu sagen.
Er dirigierte sie mit nachdrücklichen Bewegungen, wie sie es von ihm gewohnt gewesen war. Aber er war deutlich steifer als einst; natürlich. Nach all den Jahren, in denen auch er kaum getanzt hatte. Mit Robert zuvor hatte sie sich in größerer Harmonie bewegt. Aber es war nicht nur das, was den Gleichklang erschwerte. Nach einer halben Saalrunde begriff sie es: George schien vor allem darauf bedacht, die Erinnerung an ihre alten Schrittfolgen wieder hervorzukramen und achtete erst in zweiter Linie darauf, dass sie ihren Spaß hatten. Sein verflixter Ehrgeiz. Wie oft hatte er sie damit zur Weißglut getrieben, auch wenn er sie erst dadurch zu ihren großen Leistungen geführt hatte.
Sie versteifte sich unwillkürlich, brachte aber ein Lächeln für ihn zustande. „Es ist ganz genau wie früher!“
Er stutzte und dann schien er zu begreifen; er grinste zurück. „Und wie früher wartest du bis zum Geht-nicht-mehr, bevor du den Mund aufmachst.“ Er blieb stehen und wurde ernst. „Aber eins ist jetzt anders. Ich will nicht, dass du dich anstrengst.“ Mit seinen Lippen streifte er flüchtig ihre Wange. „Ich bin zu alt, um dich auf Händen zu tragen.“
Sein Alter war wohl kaum der Grund für die Distanz gewesen in den letzten Jahren, aber an diesem Abend wollte sie keine Bitterkeit aufkommen lassen. „Dann brauche ich wohl jemanden Junges wie diesen Robert. Übrigens ist er wirklich gar kein schlechter Tänzer.“
George nahm den Takt wieder auf und sie tanzten weiter. „Madeline war dumm, ihm den Laufpass zu geben. Sie hätte eine Menge mit ihm erreichen können.“
„Vermutlich werden wir auf unsere Urenkel warten müssen, bis wir wieder Turniertänzer in der Familie sehen.“
„Das werden wir dann nicht mehr erleben!“ Er ließ ihre Hüfte los und schickte sie in eine langsame Drehung. Dabei beobachtete er wachsam ihren Gesichtsausdruck. „Ist es dir auch nicht zu viel, Rieke?“
„Aber nein. Es ist alles wunderbar.“ Sie legte ihre Arme um seinen Hals und drückte ihr Gesicht an seines. „Ich fühle mich wie ein junges Mädchen.“
Er runzelte die Stirn. „Deswegen musst du dich aber nicht gleich wie eines benehmen. Wir fallen auf.“
„Alter Griesgram.“ Sie lachte. „Natürlich fallen wir auf! Wie viele von den Vereinsmitgliedern hier haben uns schon einmal miteinander tanzen sehen?“
Er sah sich um. „Niemand!“ Nach der nächsten Drehung blieb er stehen und sprach das Paar an, dem sie damit den Weg versperrten. „Da wundert ihr euch, was?“
Die ihn gehört hatten, lachten. Und dann bildeten die Paare um sie herum einen Kreis. Für einen Moment hielt sie die Luft an. Eigentlich war das erschreckend, aber es konnte tatsächlich zu Georges Ansehen beitragen, dass ihn die anderen tanzen sahen. Von den jungen Leute mochte manch einer glauben, er könne es längst nicht mehr.
Als der Tanz zu Ende ging, begann sie ihr Bein wieder zu spüren; aber um nichts in der Welt hätte sie das preisgegeben. Sie strahlte erst die Umstehenden an und winkte, als sei sie wieder bei einem Turnier; dann strahlte sie George an. So gut gelaunt und entspannt hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Was mochte sich alles darauf aufbauen lassen!


Zurück aufs Parkett.

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#SampleSunday:"Flirt mit einem Star"

Ein Tanzroman aus der Reihe  "Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee"



Tanja Walters‘ heimliche Liebe ist ihr Square Dance-Partner Micky Hasloff. Doch als die Tänzer für einen Western engagiert werden, flirtet sie mit dem Star des Films, Manolo Rioja. Aus Eifersucht sabotiert Micky den Dreh. Ein Treffen mit Rioja und dessen Ehefrau überzeugt ihn, dass nicht der Star ihm im Weg steht, sondern seine eigene Furcht. Wagt Micky nun, Tanja seine Liebe zu offenbaren?.

1

Tanja Walters schreckte mit ihrer abgefahrenen Fahrradklingel zwei Elstern auf, die sich auf dem Radweg um einen glitzernden Fetzen Stanniolpapier zankten. Das Papier blieb liegen, als die beiden in die Kastanie vor dem Festplatz am Zehlendorfer Hüttenweg flüchteten.
Tanja stieg ab und schloss das Fahrrad an einer Straßenlaterne an. Dann bückte sie sich nach dem Stanniol und warf es in den nächsten Abfallkorb. Das hatten sie nun davon!
An jedem Karussell spielte eine andere Musik; die Betreiber versuchten anscheinend, einander zu übertönen. Dachten sie, wer am lautesten war, lockte die meisten Leute an? Der verführerische Duft nach Gegrilltem kam ihr entgegen. In einer Gasse, in der Barbecue-Buden mit Mais, Grillrippchen, Steaks und amerikanischem Bier standen, drängten sich die Festbesucher. Sie kam zwar gerade vom Mittagessen, aber sie hätte sich trotzdem wenigstens ein Rippchen gekauft, wenn die Schlangen vor den Essensständen nicht so lang gewesen wären.
Für sie als Square Dancerin war das Deutsch-Amerikanische Volksfest geradezu ein Muss. Und sie liebte es. Das echte Amerika konnte sie sich frühestens leisten, wenn sie mit dem Architektur-Studium fertig war.
Am Riesenrad traf sie den ersten aus dem Tanzclub Lietzensee: Norbert Kaminski stieg mit seinem zwölfjährigen Sohn Oliver aus einer Gondel.
„Tanja, Tanja!“ Oliver hüpfte auf sie zu. „Fährst du Geisterbahn mit mir?“
„Wieso ich?“ Sie grinste Norbert an. „Fürchtet sich dein Vater?“
Oliver zog die Mundwinkel nach unten. „Nein. Deswegen macht es mit Papa keinen Spaß. Er tut nur so.“
„Dann musst du noch mal wiederkommen, wenn deine Mutter dabei ist. Ich grusele mich auch nicht.“
„Das geht nicht.“ Plötzlich sah Oliver aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
Norbert zog warnend die Augenbrauen hoch. Da war sie wohl in ein Fettnäpfchen getreten. Und sie hatte gedacht, Norberts Scheidung wäre einvernehmlich gewesen.
Sie legte ihren Arm um Olivers Schultern. „Dann verdonnern wir Chris dazu. Komm, wir gehen ihn suchen.“
Mit den anderen aus ihrer Square Dance-Gruppe waren sie in der „Main Street“ verabredet. Hier hatten sich die Budenbesitzer auf Country Music geeinigt. Sehr vernünftig! Ein wenig leiser war es auch. Tanja sang mit, was sie kannte, während sie nach den Tänzern Ausschau hielten.
Chris Rinehart, der amerikanische Caller der Gruppe, stand neben Tanjas Partner Micky Hassloff an einer Schießbude. Chris war in Zivil gekleidet, während Micky vom Stetson bis zu den hochhackigen Stiefeln wie ein Cowboy aussah. Ein äußerst echt aussehender Cowboy: muskulös und braungebrannt, als würde er tatsächlich das ganze Jahr über Rinderherden hüten. Selbst die sandblonden Haare wirkten wie von zu viel Sonne gebleicht. Dabei saß er Tag und Nacht in der TU vor den dämlichen Computern.
Chris erklärte ihm die Bedienung eines Luftgewehrs und der Schießbudenmann verfolgte das Tun der beiden mit offensichtlichem Unwillen. Aber dann wurde er von einem älteren Mann mit Sombrero und befranstem Trapperhemd abgelenkt und wandte sich von ihnen ab.
Sie ging näher und wies dann auf den Inhaber. „Der hat wohl Angst, dass Micky ihm die Bude abräumt.“
Micky drehte sich um. Das Blau seiner Augen wurde intensiver, als er sie ansah. Dunkel wie ein See, in dem sie versinken könnte. Was für ein alberner Gedanke! Ertrinken würde sie; sie konnte überhaupt nicht schwimmen.
Sie stützte sich mit einem Ellenbogen neben ihm auf den Tresen und hoffte, dass sie cool wirkte.
„Tanja, was soll ich dir schießen?“
„Mir? Tja ... Kein Stofftier jedenfalls. Ich habe schon hundert Stück. Mindestens.“ Sie blickte vom Laufband mit den vorbeirollenden Zahlen zu den ausgestellten Gewinnen hoch und wieder zurück zum Laufband. „Kannst du überhaupt vorher wissen, was du erwischst?“
Chris lachte. „Irgendwas wird er schon treffen.“
„Irgendwas ...“ Es war alles Schnickschnack, was da aufgereiht war. „Können die einen nicht was Nützliches gewinnen lassen?“ Vielleicht sollte sie Micky besser gleich sagen, dass sie an nichts davon interessiert war. Aber er hatte seine Schüsse wohl schon bezahlt. Er sollte auch nicht denken, dass sie nichts von ihm haben mochte.
„Das ist hier das Deutsch-amerikanische Volksfest!“ Micky schwenkte das Luftgewehr. „Hier geht es nicht um Nutzen, sondern um Völkerfrieden. Oder so ähnlich.“
„Völkerfrieden? Micky, du bist aus der Zeit gefallen: Die DDR gibt es nicht mehr.“ Wie immer, wenn ihm keine Entgegnung einfiel, bekam er rote Ohren. Es war so leicht, ihn aufzuziehen.
„Du meinst unsere Lebensart.“ Chris wies mit einer ähnlich großspurigen Geste wie Micky zur Gasse mit den Barbecues.
„Eure Lebensart? Pah!“ Sie grinste frech. „Ihr habt uns einfach unsere Quadrille abgeguckt.“
„Aber du musst zugeben, unser Square Dance ist viel lustiger als eure Quadrille. Deswegen ist die längst aus der Mode gekommen.“ Chris legte Micky eine Hand auf die Schulter. „Je länger du zögerst, desto unsicherer wirst du.“


Mickys Blick ging vom Laufband zu Tanja zurück. „Kann nicht sein! Mehr unsicher geht nicht.“ Insbesondere, wenn sie so dicht neben ihm stand, dass ihr Parfüm ihn benebelte. Als ob nicht ihr Anblick allein reichte, ihm den Atem zu nehmen. Ihre dunkelblonden Haare waren gerade wieder halblang gewachsen und mit jedem Windstoß streichelten sie ihr Gesicht. Dort, auf ihrer Wange, hätte er gerne selber seine Finger. Doch da war wohl nichts zu machen. Seit über drei Jahren tanzten sie nun zusammen, aber Tanja kam nicht einmal dann zu ihm, wenn sie mit ihrem Computer nicht klarkam.
Mit zusammengekniffenem Auge legte er das Gewehr an die Schulter, entschied sich für ein Ziel und schoss. Daneben. Was hatte er sich auch von Chris bequatschen lassen! Er repetierte und schoss ein zweites Mal, ohne erst lange zu zielen. Dieses Mal traf er. Er richtete sich auf und wischte sich die klammen Finger an der Hose ab. „Zufall.“ Wenigstens stand er jetzt nicht wie ein kompletter Idiot da.
Aber er hatte noch zwei Schüsse übrig, um sich zu blamieren. Er legte wieder an; beide Male traf er eine Zahl auf dem Laufband. Erleichtert grinsend legte er das Gewehr auf den Tresen und sah den Inhaber erwartungsvoll an. „Jetzt bin ich mal gespannt.“ Dessen finsterem Gesicht nach zu urteilen waren das ordentliche Gewinne, die er sich gerade erschossen hatte.
Tanja packte ihn am Arm und zog ihn zu sich herum. „Drei von vier Mal getroffen. Micky, du bist ein Naturtalent.“
Darauf wusste er nichts zu sagen. Verlegen wandte er den Blick zum Budenbesitzer zurück.
Und Chris setzte noch eins drauf. „Ich habe es doch gleich gesagt. Du schaffst, was du dir vornimmst.“
Sein Nacken wurde heiß; bestimmt errötete er jetzt. Er hielt den Blick stur auf den Inhaber gerichtet, der Gewinne hin und her räumte. „Der scheint nicht recht zu wissen, was er mir geben soll.“ Und lauter. „Junger Mann, darf ich mir etwas aussuchen oder wie ist das jetzt?“
„Einen Augenblick“, kam die mufflige Antwort. Plötzlich hatte der Mann keinen amerikanischen Akzent mehr, sondern einen Tonfall, der sehr hessisch klang.
„Trotz des Huts und der Klamotten: Das ist kein Amerikaner.“ Tanja feixte unverhohlen. „Amerikaner sind eindeutig großzügiger.“
Lachend klopfte Chris ihr auf die Schulter. „Ich fühle mich geehrt, Ma‘am.“
Der Inhaber der Schießbude bequemte sich schließlich, die Gewinne auszuhändigen. Natürlich war ein überdimensionales Stofftier dabei – eine rosa Ausgabe von Bugs Bunny.
Micky versuchte, es Oliver aufzuhalsen, aber der lehnte empört ab. „Rosa ist für Mädchen!“
Chris nahm ihm den Hasen schließlich ab; damit konnte Madeline ihre Großmutter beglücken. Der zweite Gewinn waren Seifenblasen; Oliver nahm sie gnädig entgegen. Der dritte Preis dagegen hatte einen gewissen Nutzen: ein Dampfbügeleisen. Aber wie konnte er so etwas Tanja schenken?
Sie packte es aus und betrachtete es von allen Seiten. „Für meine Mutter!“
„Meinst du, sie bügelt zum Dank meine Hemden?“
„Meine Mutter bügelt nie!“ Hochmütig reckte sie das Kinn.
Er starrte sie an. Dachte sie etwa, er hätte seine Frage ernst gemeint?
Lachfältchen kringelten sich um ihre Augen, als sie das Bügeleisen schwenkte. „Vielleicht fängt sie jetzt damit an.“ Sie zog ihn auf! Und er war wieder einmal auf sie reingefallen. Wie machte sie das bloß immer?
(...)
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