28.4.11

Das Feuerpferd

Mit den Schuhen in der Hand tastete sich Silvana die Treppe hinab. Licht schimmerte durch die Ritzen der Küchentür und verriet, dass ihr Bruder immer noch über den Wirtschaftsbüchern saß. Vorsichtig öffnete die junge Frau das schwere Portal. Als sie hinausschlüpfte, entriss ihr ein Windstoß die Tür und warf sie krachend ins Schloss.
Dorianos Schatten tauchte am Küchenfenster auf. Es kümmerte sie nicht; sie rannte über den Hof, die Schuhe in der Hand.
Doriano öffnete das Fenster. „Silvana! Silvana, komm zurück. Was willst du da draußen in diesem Unwetter?“ Er zog seine Regenjacke an und eilte ihr nach.
Noch regnete es nicht, aber der Donner grollte bereits über ihnen und der Wind wirbelte die Reste des Heus auf, das sie am Morgen an der Wand des Geräteschuppens gelagert hatten. Er zerrte an den klappernden Fensterläden. Silvana lief hinüber, um sie zu befestigen.
Als sie den Pferdestall erreichte, schlug ein Blitz am Rand des Maisfelds ein und verwandelte die alte Pinie in eine Fackel. Durch das geöffnete Tor drang Brandgeruch in den Stall und die Tiere schnaubten nervös. Miklos und Waltari, die beiden Hengste, trommelten mit den Hufen gegen die Wände ihrer Boxen.
Eine schwarze Stute lag im Stroh und begrüßte sie mit leisem Wiehern. Silvana tastete nach einer Stalllaterne und zündete sie an. „Larissa, mein gutes Mädchen! Ist es so weit?“ Sie kniete nieder und massierte behutsam den mächtigen Leib des Pferdes.
Die Stute schnaubte und ächzte.
Silvana strich ihr über den Hals. „Das wird ein tolles Pferdchen, du wirst sehen. Dein Baby wird das Feuer aller Blitze in sich tragen, die jetzt niedergehen. Es wird schnell sein wie der Sturm, der um den Stall fegt, und mächtig wie das Donnergrollen.“
Ein leises Lachen erklang. Ihr Bruder hatte unbemerkt den Stall betreten. „Soll das eine Zauberformel für das neue Fohlen werden?“
„Ach, Doriano!“ Sie stand auf und hob die Laterne höher, um ihm den Weg durch die Stallgasse zu leuchten.
„Bei diesem Licht siehst du mit deinen wilden Locken aus wie eine kleine Hexe.“ – „Oder wie eine Elfe“, setzte er zwinkernd hinzu, als sie die Augenbrauen hob. „Wie konntest du wissen, dass Larissa fohlt? Es ist viel zu früh!“
„Sie braucht Hilfe.“ Silvana legte der Stute die Hand auf ihren Kopf, um sie zu beruhigen.
„Wir auch. Um das Gestüt zu retten, bräuchten wir ein Pferd, das den Teufel im Leib hat.“
 
Endlich, im Morgengrauen, erhob sich ein Fohlen zum ersten Mal auf seine staksigen Beine.
„Ein Albino“, rief Doriano perplex.
„Aber nein; siehst du nicht, dass es schwarze Augen hat?“ Silvana tätschelte die Stute mit einem vergnügten Zwinkern: „Larissa, mit wem hast du uns da betrogen?“
„Vielleicht ist es wirklich das Zauberpferd, das wir uns gewünscht haben.“ Doriano setzte sich ins Stroh und umarmte beide.
Als sie den Stall verließen, zerrte der Sturm an ihnen. Unvermindert tobte das Gewitter; doch im Licht des neuen Tages wirkte es nicht mehr bedrohlich. Lachend hoben sie ihre Gesichter den vereinzelten Regentropfen entgegen, sprangen übermütig durch die spärlichen Pfützen der Nacht.
Da schlug erneut der Blitz ein. Aus dem Dachstuhl ihres Hauses schoss eine Flamme.

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